Jagd eines Phantoms in Bihać

Jagd eines Phantoms in Bihać

Bosnien ist nicht in der EU. Die hiesige Währung heißt “Konvertible Mark”. Und anders als ich dachte, braucht man hier Bargeld. Mit Karte zahlen kann man zwar an Tankstellen (auch nur an den großen) und im Hotel, aber nicht am Campingplatz und nicht im dörflichen Supermarkt. Also müssen wir heute in die nächste größere Stadt, denn hier im Una Nationalpark gibt es keine Bank und keine Geldautomaten. Also machen wir uns auf in das 40 km entfernte Bihać. Auf dem Weg kommen wir an einigen solcher verlassenen Häusern vorbei. Wir fragen uns, ob das Kriegsüberreste sind.

Erstes Problem in Bihać: Parken. Zwar gibt es hier und da einen freien Parkplatz, aber man muss ein Ticket am Automaten ziehen. Der Automat nimmt nur hiesige Münzen an, die wir ja noch nicht haben. Ein Parkplatz in der nähe der “Sparkasse” ist die Lösung. Geld geholt, Parkticket gezogen - es ist heiß - und wir gönnen uns einen “Eiskaffee”. Der jedoch fällt sehr enttäuschend aus. Hast Du schon mal Kaffee in dieser Farbe gesehen? 😖

Mit frischem Bargeld in der Tasche laufen wir durch Bihać. Es gibt noch eine zweite Sache zu erledigen: Simone, die sich auf den Besuch in Bosnien besser vorbereitet hat als ich, weiß, dass man sich als Tourist binnen 48 Stunden bei offizieller Stelle “registrieren” muss, sobald mal länger als 3 Tage im Land bleiben will. Diese Information hat sie von der offiziellen Seite des Deutschen Auswärtigen Amtes (Siehe unter “Registrierung” auf https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/bosnienundherzegowina-node/bosnienundherzegowinasicherheit/207694#content_3). Und im Reiseführer steht das auch. Zwar übernehmen normalerweise die Hotels bzw. Pensionen diese Formalität für die Reisenden, aber da wir auf Campingplätzen übernachten, müssten wir das selber erledigen, so der Text. Und angeblich drohen hohe Busgelder. Ich sage dazu: Baby - das macht doch niemand. Aber Simone sagt, sie könne nicht entspannt sein, bevor wir das erledigt haben.

Erste Idee: Wir fragen beim Tourist Information Office nach. Dass Google Maps hier in Bosnien nicht so richtig zuverlässig ist, hatten wir ja bereits festgestellt. Auch jetzt irren wir mit dem Handy in der Hand herum, aber dort wo Google meint, ist die Touri-Info nicht. Wir finden das Büro ein paar Ecken weiter. Dort teilt man uns mit: Ja - wenn sie auf einem Campingplatz wohnen, müssen sie sich selber registrieren. Wo können wir das machen? Dazu müssen Sie zum “Ured za Strawze”. Und weil sie dieses Büro auf Google Maps nicht finden, zeichnen sie uns den Weg dorthin im Stadtplan ein. Ok - auf geht’s.

Wir folgen dem eingezeichneten Weg - aber dort wo es sein sollte, ist es eindeutig nicht. Ich sage: Baby - wenn das so kompliziert ist - und die selber nicht wissen, wo man sowas erledigen kann - das macht doch niemand - das ist doch ein Witz. Aber Simone sagt: Aber bei der Ausreise kriegen wir dann Ärger. Ok - wir suchen weiter.

Noch mal ein paar Straßen zurück - vorbei an Häusern, an denen die Einschusslöcher noch nicht repariert sind. Wir finden ein polizeibewachtes Gebäude - “Ministry of Interior" steht dran - wir denken, das könnte es sein. Wir betreten den offenen Eingang. Ein Polizist kommt uns hinterher - er wirkt alarmiert über unser Eindringen. Er fragt uns auf englisch, was wir wollen - wir erklären unser Anliegen. Er zückt das Handy - doch seine Suche scheint erfolglos. Ich zeige ihm den Namen des Büros auf unserem Stadtplan. Ah - sagt er - und erklärt uns den Weg dorthin. Es ist nicht weit entfernt von dort, wo wir schon gesucht haben. Also gut - die Suche geht weiter.

Am beschriebenen Ort finden wir diese Tür, die irgendwie auch nach was Offiziellem aussieht. Die gesuchte Bezeichnung steht indes nicht dran. Auch sind die Türen zu. Ich sage: Baby - lass uns das abbrechen. Wir sind doch hier die einzigen Deppen, die versuchen, sich zu registrieren. Aber Simone argumentiert: Denk doch nur an Deine Story, die Du darüber schreiben kannst. Kluger Schachzug von ihr! Ok - ich bin überzeugt - die Suche nach dem Phantom geht weiter.

Um die Ecke finden wir diese Tür. Sieht recht gut offiziell aus - aber “Ured za Strawze” steht auch nicht dran. Wir gehen rein. Kein Empfang - keine Schalter, wo man anstehen kann, um sich zu registrieren. Nur ein Büro mit drei Schreibtischen. Aber - wir sind tatsächlich richtig! Ein freundlicher junger Beamter(?) spricht gutes Deutsch. Wir erklären unser Anliegen. Es sagt: “Darf ich fragen, woher Sie diese Information haben?” Simone nennt unsere vertrauenswürdige Quelle: Die offizielle Webseite des Deutschen Auswärtigen Amtes. Er sagt: ”Diese Information ist nicht hundertprozentig korrekt. Zwar müssen Touristen registriert werden, aber das müssen die Hotels und auch die Campingplätze machen. Und sowieso werden Sie keine Probleme bekommen, denn das wird nirgendwo kontrolliert. Auch bei der Ausreise werden Sie keine Probleme bekommen.” Und so findet die Suche nach dem Phantom ihr Ende. Wir sind durchgeschwitzt und haben den halben Tag mit rumirren verbracht. Aber Simone kann sich jetzt entspannen - und ich habe eine Story ;-)